Skifahren & Wintersport mit Knie- oder Hüftprothese | Tipps
Skifahren und Wintersport mit Knie- oder Hüftprothese: Was ist möglich?
Ein gut funktionierendes neues Gelenk ist kein Grund, den Wintersport zu meiden. Wichtig ist, auf den eigenen Körper zu hören und realistisch einzuschätzen, was möglich ist.
Viele Menschen haben Angst vor dem Gedanken, dass ein künstliches Gelenk nötig sein könnte – oder sie haben schlicht keine klare Vorstellung davon, wie die OP abläuft. Deshalb soll dieser Beitrag helfen, Patientinnen und Patienten ein realistisches, beruhigendes Bild zu vermitteln: Was kommt auf mich zu? Was kann ich selbst tun? Und wie fühlt sich der Weg nach der OP wirklich an?
Herr Dr. Kasparek, Sie sind sowohl Prothesen-Spezialist als auch Skilehrer. Halten Sie Wintersport mit Knie- oder Hüftprothese grundsätzlich für möglich – oder eher für risikoreich?
Ich sehe Wintersport nach Knie- oder Hüftprothese als klar realistische Möglichkeit — unter bestimmten Voraussetzungen. Wichtig sind eine stabile Muskulatur und eine vernünftige Vorbereitung. Mit moderater Belastung und angepasster Technik können viele Betroffene – vielleicht nicht gleich wie früher auf Wettkampfniveau, aber durchaus mit Freude und Sicherheit – aktiv sein.
Viele Menschen haben nach der OP Angst, nie wieder Skifahren oder Langlaufen zu können. Wie bewerten Sie diese Sorge?
Diese Sorge ist verständlich, aber oft übertrieben. Die moderne Endoprothetik — mit präziser Implantation und Schonung von Muskulatur — erlaubt eine sehr gute Beweglichkeit und Stabilität. Wenn die Heilung gelungen ist, die Reha gut verlaufen ist und keine anderen Risikofaktoren bestehen — dann gibt es viele Patienten, die durchaus ski- oder tourentauglich sind. Wichtig ist realistische Erwartung: Technisch anspruchsvoller Wintersport, wie steile Pisten oder sehr unruhiger Untergrund, bleiben eher vorsichtig zu bewerten.
Welche Wintersportarten halten Sie für Prothesenträger am ehesten für geeignet — und welche eher weniger?
Insbesondere gelenkschonende Varianten sind eine gute Wahl: Langlaufen, Schneeschuhwandern, sanfte Pistentouren in moderatem Gelände. Auch Eislaufen ist möglich – allerdings mit Einschränkungen: Wer bereits sicher auf dem Eis stand, ein gutes Gleichgewicht hat und sich vorsichtig bewegt, kann durchaus wieder Freude am Eislaufen finden. Für Neueinsteiger oder bei Gangunsicherheit rate ich eher ab, da die Sturzgefahr erhöht ist.
Rodeln kann ebenfalls eine Option sein – aber eher in kontrollierten Bahnen mit wenig Gefälle, nicht in steilem, ungesichertem Gelände. Wichtig ist eine stabile Sitzhaltung, gut funktionierende Bremstechnik und die Vermeidung abrupter Bewegungen beim Auf- oder Absteigen.
Skifahren mit kontrollierten Pisten, gemäßigtem Tempo und angepasster Technik ist möglich — bei guter Vorbereitung. Risikoreich sind steile Abfahrten, ruppige Pisten, Sprünge oder sehr unruhiger Untergrund — dort rate ich zur Vorsicht oder zu Alternativen.
Wann darf man aus Ihrer Sicht nach einer Knie- oder Hüftprothese wieder auf die Skier bzw. Langlauf-Skates steigen?
Das hängt von mehreren Faktoren ab: Heilungsverlauf, Muskelaufbau, Gelenkstabilität und Rücksprache mit dem behandelnden Arzt. Als grober Richtwert: Wenn der Physiotherapeut das Knie oder die Hüfte stabil bewertet, muskulär ausreichend aufgebaut ist und keine Schmerzen bestehen — dann ist ein vorsichtiger Wiedereinstieg oft möglich. Ich empfehle aber, die ersten Schneetage mit leichteren Touren zu beginnen, Technik zu testen und Belastung langsam zu steigern.
Was raten Sie sportlichen Patientinnen und Patienten, die möglichst bald wieder auf die Piste möchten?
Geduld, gute Vorbereitung und realistische Einschätzung. Wichtig sind eine kräftige Bein- und Rumpfmuskulatur, gutes Gleichgewicht und Koordination — idealerweise über ein gezieltes Trainingsprogramm vor der Saison. Technik ist fast wichtiger als Kraft: Eine saubere Haltung, sauberes Fahren, bewusste Knie- und Hüftbewegung und Vermeidung übermäßiger Dreh- oder Stauchbelastung sind entscheidend.
Gibt es bestimmte Bedingungen auf der Piste oder beim Wintersport, bei denen Prothesenträger besonders aufpassen sollten?
Ja — unruhiger oder eisiger Untergrund, schwerer nasser Schnee, Bruchharsch, steile Abfahrten oder unregelmäßiges Gelände beim Tourengehen erhöhen das Risiko. Auch längere Belastung ohne Pausen kann problematisch sein. Ich empfehle, auf gute Ausrüstung zu achten — feste, gut passende Ski- oder Langlaufschuhe, ggf. stockständige Stützen fürs Gleichgewicht, und sich bewusst für einfache Gelände entscheiden.
Wie wichtig ist physiotherapeutische Nachsorge und gezieltes Training vor dem Wiedereinstieg in den Wintersport?
Sehr wichtig — das ist aus meiner Sicht eine der meist unterschätzten Voraussetzungen. Muskelaufbau (Quadrizeps, Oberschenkelmuskulatur, Rumpf), Gleichgewichts- und Koordinationstraining, gewohnte Bewegungsmuster und stabile Gelenkführung sind entscheidend. Ich empfehle gezieltes Training über Wochen, nicht nur kurz vor der Saison — das verbessert Sicherheit und reduziert Risiko von Fehlbelastung oder vermeidbaren Überlastungen.
Haben Sie persönlich Fälle erlebt, bei denen Patientinnen oder Patienten nach Prothese wieder erfolgreich in den Wintersport eingestiegen sind?
Ja, viele. Besonders in Erinnerung bleibt mir ein Patient, der nach einer Hüftprothese nach Jahren wieder mit Freude und Sicherheit Skitouren gemacht hat — mit Rücksicht, angepasster Technik und klarer Planung. Solche Momente zeigen mir, dass Endoprothetik nicht das Ende der sportlichen Aktivität bedeutet — sondern einen Neuanfang mit bewusster und moderater Belastung ermöglicht.
Was sagen Sie Menschen, die noch unsicher sind – vor der Operation oder nach — und sich Wintersport wünschen?
Ich sage: Reden Sie ehrlich über Ihre Ziele, aber auch über Ihre Erwartungen. Eine Prothese kann vieles ermöglichen — aber sie verpflichtet auch zu Achtsamkeit. Mit guter Planung, realistischen Zielen und professioneller Begleitung kann Wintersport wieder Teil Ihres Lebens werden. Es geht nicht darum, Leistung wie früher zu erreichen — sondern Lebensfreude, Mobilität und Sicherheit zurückzugewinnen.
Welche Botschaft möchten Sie zum Schluss an alle geben, die sich mit dem Gedanken tragen: Hüft- und Knie-Prothese und Wintersport – passt das zusammen?
Es passt – mit Verstand, Geduld und Respekt vor dem neuen Gelenk. Wer bereit ist, sich vorzubereiten, realistisch zu bleiben und auf den Körper zu hören, hat gute Chancen, wieder Freude am Winter, an Bewegung und an Sport zu finden. Mit modernen Prothesen und fachkundiger Betreuung ist vieles möglich – nicht sofort wieder Weltcup-Niveau, aber ein erfülltes, aktives Leben.
Sie haben ein künstliches Knie- oder Hüftgelenk – und fragen sich, ob Wintersport für Sie möglich ist?
Für individuelle Beratung und Betreuung stehe ich Ihnen in meiner Wahlarztordination im 18. Wiener Bezirk gerne zur Verfügung. Vereinbaren Sie einen Termin, um Ihre sportlichen Ziele zu besprechen und gemeinsam den besten Weg zu finden.
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